Sauerstoff-Therapien im Vergleich

Wenn von Sauerstoff-Therapien die Rede ist, geht es meist um die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, die Behandlung mit ionisiertem Sauerstoff oder die hyperbare Sauerstofftherapie, bei denen dem Körper über die Atmung eine höhere Sauerstoffmenge zugeführt wird sowie um Airnergy, eine Therapie, bei der aktivierte Atemluft eingeatmet wird.

Dass Sauerstoff in der Medizin eine herausgehobene Bedeutung hat, liegt daran, dass er für alle mehr als 60 Billionen Zellen unseres Organismus, in die er durch das Blut transportiert wird, die Lebensenergie schlechthin ist. Sauerstoff ist zu 21 % in der Atemluft enthalten, davon verwerten wir nur ein Viertel, was jedoch ausreicht, um die Energieproduktion der Zellen aufrecht zu erhalten. Mit zunehmendem Alter, bei Krankheiten aller Art, Stress oder anderen Belastungen nimmt die Fähigkeit unseres Organismus ab, das Sauerstoffangebot des Blutes zu nutzen. Als Folge davon lässt die Energieproduktion in den Zellen nach und es kommt zu einer Vermehrung von freien Radikalen, die zudem schlechter abgebaut werden. Das fördert oxidative Prozesse in den Zellen, es entstehen Krankheiten, Alterungsprozesse werden beschleunigt. Energiemangel führt zu einem schlechteren Stoffwechsel bis hin zu Krankheiten. Dass durch (moderaten) Ausdauersport die Nutzung des Sauerstoffs aus dem Blut wieder verbessert werden kann, ist allgemein bekannt. Forscher suchen darüber hinaus aber immer wieder nach Möglichkeiten, durch Spezialtherapien die Sauerstoffverwertung zu verbessern.

Am bekanntesten ist die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie von Prof. Manfred von Ardenne. Dabei bekommen die Patienten erst eine Art Vitamincocktail, inhalieren dann bis zu zwei Stunden Luft, die bis zu 60% Sauerstoff enthält und durchlaufen danach oder bereits während des Inhalierens ein Bewegungsprogramm wie Walken oder Fahrradfahren. Ergebnis: Manche Menschen fühlen sich erfrischt, doch dass die Verwertung des Sauerstoffs – um die allein geht es ja – verbessert werden kann, lässt sich nicht ausreichend nachweisen.

Dr. Ivan Engler, der die Therapie mit ionisiertem Sauerstoff entwickelt hat, vertritt die Meinung, dass nur die energiereichen Formen des Sauerstoffs im Körper aktiv sein können. Er meint, es seien elektrisch geladene Teilchen, die so genannten Sauerstoff-Ionen, wie sie auch in der Natur ständig erzeugt werden. Manche Ärzte bieten ionisierten Sauerstoff in einem mit zusätzlichem Sauerstoff angereicherten Luftgemisch an, allerdings ist zur Wirksamkeit wenig bekannt.

Die hyperbare (Überdruck) Sauerstofftherapie ist normalerweise eine Notfalltherapie nach Tauchunfällen, Gasvergiftungen und starken Verbrennungen. Patienten atmen in einer Druckkammer reinen Sauerstoff über Atemmasken ein. Durch den Überdruck wird der Sauerstoffgehalt im Blut auf das 15-30-fache erhöht, gelangt über das Blut in das Gewebe und verdrängt dort die eingeatmeten gefährlichen Gase. In letzter Zeit kommt das Verfahren auch bei Patienten mit chronischen Erkrankungen zum Einsatz. Weil es nicht ganz ungefährlich ist und der Erfolg nur mäßig überzeugt, gibt es von Ärzten sehr widersprüchliche Meinungen dazu.

Die jüngste Entwicklung ist Airnergy, eine Atemluft-Therapie, bei der kein zusätzlicher Sauerstoff gegeben und keine chemischen Stoffe zugesetzt werden. In Inhalationsgeräten wird durch Vitalisatoren auf rein physikalischem Weg eine reaktionsfähige Form des Sauerstoffs, der „Singulett-Sauerstoff“ erzeugt. Der Vorgang spielt auch in der Natur, bei der Photosynthese eine große Rolle. In weniger als einer Millisekunde fällt der Sauerstoff zwar in seinen energiearmen, trägen Grundzustand zurück, gibt dabei jedoch Energie ab, die im Airnergy Gerät über natürliche Reaktionen mit der Luftfeuchtigkeit von Wassermolekülen in der Atemluft übernommen wird. Der Nutzer atmet über eine Atembrille ganz normale, aber energiereiche Atemluft ein. Anders als bei den übrigen Therapien nimmt die Sauerstoffverwertung hier messbar zu, wie in Untersuchungen nachgewiesen wurde. Wenn wie in anderen Therapien die Sauerstoffkonzentration erhöht wird, ist das Angebot zwar größer, der Verbrauch aber verändert sich nicht. Mehr als ein Viertel des Sauerstoff-Anteils der Atemluft können die Zellen nicht nutzen. Die künstlich gesteigerte Sauerstoff-Zufuhr ändert daran nichts.